Um meinen eigenen Blick auf die Dinge zu verändern, bedurfte es der Gespräche mit meiner verstorbenden Schwester, was sich aus naturwissenschaftlicher Sicht als äußerst umständlich erwies, künstlerisch aber kein Problem darstellte. Im Gegenteil. Männlich und als Zweitgeborener, zog ich schon sehr früh eine kreative Tätigkeit für mich in Erwägung. Ich hatte einen älteren Burder, was den sehnlichsten Wunsch von mir nach Kreativtät, laut Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Geschwisterfolge, sogar noch unterstrich. Nur so war es für mich erklärbar, dass ich meiner Schwester, ab einem bestimmten Punkt in meinem Leben, nicht nur anfing Briefe zu schreiben, sondern sie auch zu malen begann. Ich wollte meiner Schwester auf diese Weise etwas geben, was sie bis dato entbehrt hatte: Leben. Ich wollte ihr zeigen, was es auf der anderen Seite des toten Spiegels zu sehen gab. Auferstehung hielt ich urplötzlich nicht nur für eine gute Idee, sondern künstlerisch auch für machbar. Ein Problem sah ich für mich lediglich in der Wortwahl. Denn eine Auferweckung wird prinzipell der alleinigen Initiative Gottes zugesprochen. Doch irgendwem in sein traditionelles Handwerk zu pfuschen, wäre mir arrogant und unseriös vorgekommen.


